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Die meiste bisherige Forschung im Gebiet der tiergestützten Intervention bezieht sich auf die möglichen positiven Auswirkungen für die Empfänger einer Intervention. Jedoch sollten die Risiken für Menschen und Hunde, die an TGI teilnehmen, nicht außer Acht gelassen werden. In Institutionen, ob Schulen oder Seniorenheimen, können Infektionskrankheiten, Parasiten und Allergien eine Rolle spielen. Darüber hinaus könnten Empfänger verletzt werden, wenn der Hund sie beißt, kratzt oder anspringt, was sehr viel wahrscheinlicher ist, wenn der Hund für den Einsatz nicht geeignet und/oder durch die Intervention überfordert ist. Das Wohlergehen von Hunden wirkt sich also direkt auf die Sicherheit des Menschen aus. Nachteilige Auswirkungen für einen Hund können sich aus unangemessenen Ausbildungsmethoden oder unangemessenem Umgang und Kontakt während der Intervention ergeben.

Auch die tiergestützte Pädagogik erfreut sich zunehmender Beliebtheit, da sie unter anderem die Lernprozesse und die Entwicklung der Kinder fördern soll. Während sich die bisherige Forschung auf die möglichen positiven Effekte für die Schüler konzentriert hat, sind Aspekte des Tierschutzes und der Sicherheit im Klassenzimmer kaum untersucht worden. In einer aktuellen Studie wurde nun eine Untersuchung an 54 bayerischen Schulen mit je einem Schulbegleithund durchgeführt.

Da Einsätze von Hunden im Klassenzimmer immer beliebter werden, sind viele Handbücher, OnlineAnleitungen usw. von Selbsthilfegruppen, Organisationen, Experten und anderen Personen mit unbekannter Qualifikation veröffentlicht worden. Gleichzeitig mangelt es an gesetzlichen Regelungen, standardisierten Richtlinien und/oder wissenschaftlicher Begleitung.

Die Gründe für Stress bei Hunden sind bekannt, ebenso wie die Maßnahmen zur Vorbeugung, Erkennung und Linderung von Stress. Es ist jedoch fraglich, ob dieses Wissen im Alltag von Schulbegleithunden angewendet wird. Ziel der Studie war es zu untersuchen, ob Hundeeinsätze an Schulen in zufriedenstellender Weise im Hinblick auf das Wohlergehen der Tiere und die Sicherheit der Menschen durchgeführt werden, und problematische Punkte zu identifizieren, die möglicherweise Maßnahmen zur Sensibilisierung und Prävention erfordern.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass diese Studie ernsthafte Bedenken hinsichtlich des Wohlergehens der Hunde und der Sicherheit der Schüler aufkommen lässt und die Bedeutung nationaler Richtlinien, einschließlich der Zertifizierungsanforderungen betont die in diesem Rahmen unbedingt verbessert werden muss.


Quellen:

Emilie M.Y. Bidoli, Angelika Firnkes, Angela Bartels, Michael H. Erhard, Dorothea Döring. Dogs working in schools–Safety awareness and animal welfare. Journal of Veterinary Behavior, Volume 57,
2022, Pages 35-48, ISSN 1558-7878, https://doi.org/10.1016/j.jveb.2022.09.004.


Zur Vortragenden:


Dr.in Sandra Foltin studierte Biologie an der Universität Duisburg-Essen; Psychologie an der Towson Universität (USA) und Jura an der Baltimore School of Law (USA). Sie promovierte an der Universität Duisburg-Essen mit dem Schwerpunkt Verhaltensbiologie des Hundes. Sie hat bereits 1991 bei der Delta Society (heute pet partners) mit der tiergestützten Intervention mit ihren Tierschutzhunden begonnen und hat diese Arbeit seitdem auch hier in Deutschland fortgesetzt. Sie bietet selber eine Fortbildung an www.tta-nrw.de deren Erlöse vollumfänglich an den Tier- und Naturschutz gehen. Sandra Foltin engagiert sich federführend in mehreren praktischen Projekten im Tierschutz und Ethikprojekten und hat 2009 ihren eigenen gemeinnützigen Verein zum Natur- und Tierschutz gegründet. Sie engagiert sich seit Jahren für den tiergerechten Einsatz nach aktuellsten Studien um deren Wohlergehen zu gewährleisten. Sie ist zudem wissenschaftliche Beirätin beim Qualitätsnetzwerk Schulbegleithunde e. V. 


Kosten regulär € 20,- / TAT und ESAAT Mitglieder KOSTENLOS
Von der Prüf- und Koordinierungsstelle anerkannte Fortbildungsveranstaltung für tierschutzqualifizierte Hundetrainer:innen und Therapiebegleithunde mit 1h
Anmeldung und Infos finden Sie unter https://www.tierealstherapie.at/online-fachvortrag-2022
Achtung begrenzte Teilnehmer:innenzahl